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Im albanischen Nirgendwo

… zwischen Fierza und Golaj sind wir mittlerweile gelandet, sitzen bei Tee im Wohnmobil und genießen den Blick auf albanische Voralpenlandschaft und finden 30 Grad Womo-Innentemperatur wunderbar entspannend. Dabei gibt es genau einen Fehler: richtig- Tee ?

Auch wenn es schön aussieht: 30 Grad im Womo und 26 Grad davor finden nicht mal wir so kalt, dass Tee zum Einsatz kommt… Aber das Restaurant in Shkoder war nicht nur nicht erwähnenswert, was den Essensbesuch anging (obwohl als Tipp in 2 Reiseführern und Nr. 4 bei Tripadvisor ?) wir scheinen uns wohl auch noch eine Lebensmittelvergiftung eingefangen zu haben, vielleicht waren es aber auch die Eiswürfel im Aperol oder wir haben uns einfach einen albanischen Infekt zugelegt ? Albanische Urlaubs-Diät mit Schwarztee, Cola und trockenem Brot- zumindest erspart das das Einkaufen ?

Nachdem ich gestern den ganzen Tag abwechselnd schlafend, schwitzend, frierend im Schatten verbracht habe und es trotzdem unsagbar heiß fand, haben wir heute morgen letzte Kräfte mobilisiert und uns um 8 Uhr auf den Weg gemacht: zur Fähre über den Komani-Lake, um in Albaniens Bergwelt zu kommen.

Zugegebenermaßen wussten wir zwar, dass die kleine Fähre um 9 Uhr am Vortag bereits ausgebucht war, aber wir wollten trotzdem unser Glück versuchen, da um 12 Uhr ein deutlich größeres Schiff fährt ⛴! Nun ja, reibungslos wäre zu einfach gewesen: in schlechter Verständigung am beschrankten Zugang zum Fähranleger, aber dank Google-Übersetzer versicherte der Wachmann, wir können das Fährticket auf der Fähre kaufen und verwies uns, wie alle anderen auch, zum Warten auf einen Parkplatz. Wir glaubten das, freuten uns, dachten noch, das sind aber auch wenig Autos um uns herum und fuhren mit allen anderen nach dem Entladen die einspurige Straße zum Fähranleger, der direkt hinter einem Tunnel wartet.

Äh ja, vorne angekommen zuckt der Fährangestellte auf unsere Reservierungsverneinung mit den Schultern, meint „i think, there is no space for you, sorry“ und winkt uns zur Seite. Wir sollen warten, vielleicht kommt ja jemand nicht, der reserviert hat. Wir ärgern uns ein wenig, da man das ja auch schon unten an der Schranke hätte klären können (wir haben dort 1,5 Stunden gewartet…) schauen dann aber erst enttäuscht, später amüsiert zu, wie sich das winzige Plateau zwischen Tunnel und Fähre mit Autos füllt (wir sind nämlich bei Weitem nicht die einzigen, die keine Reservierung haben…). Die Fährangestellten spielen Tetris mit Autos mit Reservierung die aufs Schiff dürfen und Autos wie wir, bis es quasi kein Vorankommen mehr gibt.

Nachdem die ersten an Bord dürfen, die ebenfalls mit uns gewartet haben, aber nach uns kamen, setzt Alex seinen bösen Blick auf, nimmt die Geldscheine in die Hand und rückt dem Chefeinweiser (oder so ähnlich) auf die Pelle. Zum Glück erweist sich Emmas Größe (wir sind dadurch hinten nicht eingeparkt) und Alex Fahrkönnen als vorteilhaft und wir können so rangieren, dass wir aufs Schiff kommen- Halleluja! Warum der letzte, der aufs Schiff durfte, wieder runter muss, sein Geld zurückbekommt und neben Emma eine große Lücke bleibt- wir wissen es nicht, freuen uns aber wie Bolle, dass wir so ein Glück hatten ?

Zurecht: die Fahrt lohnt sich wirklich! Der Komani-Lake hat tolles Wasser und die Berge darum herum könnten glauben lassen, wir schippern durch einen Fjord in Norwegen.

Wir kommen dank Schattenplatz und Seeluft verhältnismäßig ausgeruht in Fierza an und kurven gemütlich auf gut asphaltierter Straße durch albanisches Nirwana- zum ersten möglich Platz, der sich für eine Übernachtung eignet. Gar nicht so einfach- es gibt hier nämlich: die Straße, links Berg, rechts Abhang und wahnsinnig tolle Landschafts-Eindrücke der albanischen Alpen, nur keine Stellplätze.

Jede der sehr, sehr wenigen Abzweigungen führt zu einem Haus, Parkplätze oder Parkbuchten Fehlanzeige ? ? Aber aufs Womo-Buch ist Verlass: eine Abzweigung lässt weit und breit kein Haus erkennen und der Feldweg führt uns neben ein kleines Eichenwäldchen, kein menschliches Leben in weiter Sicht, das sich durch uns gestört fühlen könnte? Und noch besser: unser Plan ging auf, es weht ein angenehmer Wind und die Temperaturen sind so, dass wir jetzt auch wieder Fieber und Hitze unterscheiden können ☝️?

Nachdem mir gerade bei offenem Fenster ein Rascheln im Wald, das sich ganz doll und ganz sicher nach Mensch im Wäldchen angehört hat, einen gehörigen Schrecken eingejagt hat, sich im Licht der Taschenlampe aber als kleiner, süßer Igel ? entpuppte, ist es wohl besser Zeit, ins Bettchen zu kriechen…

Erschöpfte Grüße aus der Pampa ?