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Straßenballett- geschüttelt, nicht gerührt!

Nach fürstlichem Frühstück (eine Scheibe getoastetem Weißbrot…) haben wir unser nettes Eichenwaldplätzchen verlassen- wir wollten uns wieder ein bißchen dem Meer nähern ?

Und sind ein ganzes Stück voran gekommen: 190 Kilometer in 6 Stunden! Keine Pause, nur einmal Tanken ?

Aber der Beitrag heißt ja nicht umsonst „Straßenballett- geschüttelt, nicht gerührt!“

-leider bricht das lustige Video, das die Autos vor uns beim Tanz um die Löcher zeigt, beim Hochladen immer ab ?‍♀️-

Und durchgeschüttelt hat es uns heute ordentlich- zum Glück gab es auch ein großes Stück gut geteerter Straße (nämlich die, die in Kriegszeiten in den Kosovo gebaut wurde… ?), sonst hätten wir noch länger gebraucht ? Und nein, wir haben uns nicht die kleinsten Bergsträßchen ausgesucht, sondern offizielle Schnellstraßen (!), meistens auch die einzigen Straßen um zur nächsten Stadt zu kommen. Wir haben lediglich auf die Nutzung der Autobahn verzichtet, die zwischendrin auf einer Länge von sage und schreibe 77 Kilometern ausgebaut ist… Eine völlig andere Art des Autofahrens im Vergleich zum unsrigen „fahr ich doch mal eben…“. Von der Beanspruchung von Mensch und Material dabei ganz zu schweigen ?

Highlights der albanischen Schnellstraßen:

Auch wenn die Autogröße manch anderer Verkehrsteilnehmer (meist junger Männer) darüber hinwegtäuschen oder gar blenden mag: den Städtchen und Dörfchen ist anzumerken und anzusehen, dass wir uns im sehr armen Teil Albaniens befinden. Die Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung hat sich mit dem Ausbau des kurzen Autobahnstücks hier in der Gegend zerschlagen, der Bevölkerung bleibt die Landwirtschaft, die ob der kargen Flächen im felsigen Bergland nicht weit reichen kann. Verständlich, dass sich hier niemand um Müllentsorgung kümmert oder dass es junge Männer für dicke Autos in vermutlich krumme Geschäfte zieht- andere Chancen gibt es hier sichtbar wenig. Das Straßenbild außerorts ist neben dem fantastischen Panorama geprägt von ärmlichsten Aussiedler-Gehöften, Mini-Feldern, wilden Müllhalden, Pferdekarren, dem Verkauf von Maiskolben und Trauben am Straßenrand, Autofriedhöfen und Auto-Waschanlagen (eine Überdachung, ein Wasserschlauch, fertig ist lavazh?). Innerorts spielt sich das Leben auf den Durchgangsstraßen ab, wo jeder auf dem Gehweg verkauft, was er anzubieten hat: Gemüse, Haushaltswaren, landwirtschaftliches Zubehör, Werkzeug, Kleidung und Schuhe in Form aufgeschütteter Berge. In der zweiten Reihe Wohnhäuser, vermutlich aus Enver Hoxha-Zeiten, die, wenn sie überhaupt eine beste Zeit hatten, diese lang hinter sich haben. Und da es einen falschen Eindruck vermitteln würde, wenn wir hier nur tolle Bergbilder veröffentlichen würden, gibt es auch die andere Seite dazu.

Und die schönen Seiten:

Wir haben es trotzdem geschafft und sind über Kukës, Peshkopi und Bulquiza nun in Klos gelandet, wo wir sicherlich gesegneten Schlaf finden werden: die Gemeinde hat den Kirchhof zum offiziellen Campingplatz umfunktioniert und so stehen wir im Schatten einer schönen Kirche auf dem umzäunten, wunderbar begrünten Kirchhof- das hatten wir so auch noch nicht ??

Und während es uns besser geht, ist nun leider unsere Emma ein bißchen erkrankt- wir fahren seit gestern ohne Tacho (nicht so schlimm), sowie einer vielleicht durch verunreinigten Kraftstoff leuchtende Einspritz-Kontroll-Leuchte (könnte schlimm werden ?) Doktor Alex hat sich nach familiärem Experten-Support aber liebevoll um Emma gekümmert und nun hoffen wir das Beste ✊

Gesegnete Gute Nacht vom Kirchplatz ⛪️, gute Besserung für Emma und allen anderen selige Träume ?