
A wie Arrecife oder Abschied bis S wie Sevilla
Bevor es wehmütig wird, drücken wir nochmal kurz die Pausetaste und legen den letzten Stop auf den Kanaren zur Stadtbesichtigung in Arrecife ein.
Nett ist es hier- zumindest das kleine weiß strahlende Innenstädtchen mit 2 kleinen Hafenbecken lädt ein wenig zum Bummeln ein, den Rest inklusive Fußgängerzone: joa, geht so 🙊

Es lässt sich aber auch einfach nicht mehr ignorieren: der Abschied naht, und zwar mit sehr schnellen Schritten. Planmäßig geht es am frühen Nachmittag in den Fähr- Hafen und nach kurzer Irritation und Luft anhaltens aufgrund Alex neuer Passnummer (neu seit der Buchung im Frühjahr, dadurch klappt das Einchecken bei Alex nicht, er muss ins Hafenbüro…) routiniert rauf und rein ins Schiff.
Die Kabine überrascht uns mit Stockbetten und minimalistischster Ausstattung, dafür gibts ein Partydeck mit Pool und Bar. Nun gut, damit sollten sich 29 Stunden doch erträglich gestalten lassen.
Mit nem Mojito in der Hand (oder was auch immer das hätte werden sollen mit einem Minzblatt und gefrorenen Erdbeeren…) machen wir’s uns auf dem Oberdeck gemütlich, genießen ein letztes Mal das Auslaufen und freuen uns auf eine entspannte Fährfahrt.
Nun ja, die Bilder täuschen ein wenig 🙈 Nach Passieren der Küste von Lanzarote bläst uns heftigster Wind quasi vom Oberdeck und sorgt unablässig für eine dann doch eher stürmische Nacht- zumindest die unruhigste, die ich je erlebt habe… unsere Kabine ganz vorne in der Schiffsspitze macht das ganze sicher nicht besser 🤢 Jedes Wellental macht sich tief bemerkbar, die ein oder andere Welle sorgt für ordentliche Schläge an der Bordwand, stehen ohne festhalten ist unmöglich, lesen (bei mir) geht gar nicht, ach ja, der Fernseher ist natürlich kaputt… Wir werden zwar zum Glück und viel Konzentration nicht seekrank, aber ordentlich flau in der Magengegend ist uns bei dem Geschaukel dann doch … das könnten verdammt lange 29 Stunden werden 😱
Nach mehr oder weniger schlafloser Nacht (ein Rätsel, bei wem mehr und bei wem weniger 😜) hat der Wind gegen Mittag aber Erbarmen und je näher wir Richtung Festland kommen, umso ruhiger wird’s an Bord. Da schmeckt dann doch auch gleich der Kaffee wieder.
Fest steht auf alle Fälle: nach gesamt 80 Stunden auf 8 Fährfahrten in diesem Urlaub ist sogar mein Bedarf ausreichend (definitiv auch für nächstes Jahr noch) gedeckt und wir freuen uns sehr, nach langer Entladezeit in der Dämmerung dann endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben!
Wie gut, dass sich der auserkorene freie Stellplatz direkt in erster Reihe am Strand nicht als Niete erweist und wir einen wunderbaren letzten Abend am Meer verbringen können.
Wir können’s ja ruhig angehen lassen, da wir erst am Dienstag abend in San Sebastián sein müssen (also zumindest, wenn wir die Essens-Reservierung einhalten wollen), daher will eine nach so viel Inselei unbedingt Halt in Sevilla machen.
Und langsam machen wir dann tatsächlich: um nämlich zu verhindern, dass uns beim Duschen und Anziehen der Schweiß in Strömen läuft 😂 Da hat uns doch mit voller Wucht der südspanische Sommer wieder. Perfekt für ne Stadtbesichtigung – nicht 🥵 Aber wir würden ja fast schon Gefahr laufen, dass das in Erholungsurlaub ausartet 🙈
Also Scheibchentaktik: duschen… Pause machen… anziehen… Pause machen… schweiß abtupfen, ganz schnell schminken… Pause machen… langsam das Womo verlassen und los gehts: in die viertgrößte spanische Stadt, Sevilla 😍
Der Scheibchentaktik zum Opfer fällt die Palastbesichtigung: wir sind ein bißchen spät dran für so viel Sehenswertes und müssen uns entscheiden. In diesem Fall und weil erster auf dem Weg wird’s die Kathedrale.
Verschnörkelt und verziert ist ganz Sevilla, man kommt mit Schauen kaum hinterher. Die Kathedrale bietet aber nicht nur in steinernem Verschnörkelungsreichtum Superlative: sie ist die größte gotische Kirche Spaniens und auch noch eine der größten Kirchen der Welt. Lohnt sich auf alle Fälle anzuschauen, die Gedanken, mit welchem Leid und für welchen Preis die zum Bau benötigten Unsummen herangeschafft wurden, vor allem wenn man vor dem abartig monströsen goldenen riesigen kunstvollst gearbeiteten Altar steht, am besten schnell beiseite schieben 🥺



Uns schwant, dass unsere Zeit nicht mal für einen Bruchteil reichen wird- und schaffen es gerade noch so auf die Plaza de Espana. Schon wieder sehen wir uns vor einem überdimensionierten Prachtbau, oder besser gesagt, einem ganzen Ensemble, dessen Türme in der Abendsonne leuchten und farbige Azulejos einen wunderschönen Kontrast bieten.

Das Abendessen ist hingegen keiner besonderen Erwähnung wert… wir essen für spanische Verhältnisse früh, dafür aber spanisch schnell und unternehmen unseren Verdauungsspaziergang zu und auf die setas de seville- eine pilzförmige Konstruktion aus Holz, Stahl und Beton, die von der Aussichtsplattform traumhafte Ausblicke aufs nächtliche Sevilla bietet.
Erschöpft treten wir um Mitternacht den Heimweg an- auch wenn die ganze Stadt auf den Beinen ist, auf Plätzen und in Restaurants sitzt, nicht mal mehr ein Eis kann uns locken.
Nach erstaunlich kühler und angenehmer Nacht auf einem ganz klassischen Großstadt-Asphalt-Womoparkplatz erwartet uns die erste Etappe der knapp 2500 Kilometer bis Heilbronn.
Und weil das glaub nur in Spanien geht: einmal Autobahnwechsel bei Kilometer 182 und nach weiteren 221 Kilometern geradeaus die Abfahrt nehmen. Verfahren quasi unmöglich 😂
Der Embalse de Santa Teresa entpuppt sich jedenfalls als fantastisches Tagesziel: blau schimmernd, flacher, befahrbarer Kieselstrand und weils hier in der Extremadura eh wenig Menschen gibt sind hier schon zweimal keine. Und ja, der kleine Punkt im Bild ist Emma 😎
Doof, dass heute Sonntag ist, was wir ein bißchen verpeilt haben und unseren leeren Kühlschrank gar nicht füllen konnten unterwegs. Aber was lässt sich aus Resten von Wurst, Käse, Oliven, Mehl, Trockenhefe plus Tomatenpampe von der Tankstelle zaubern? Richtig- sehr leckere Seeufer-Dutchoven-Pizza 😋 Ich korrigiere: was kann Alex zaubern 😜😂

Menschenleere und nach aufgeheizten mittlerweile angenehm im See abgekühlte Grüße in die Heimat 😘