
Jassas, ciao und Tschüss
Wenn die Längengrade bei den Ziel-Koordinaten kontinuierlich abnehmen, das Thermometer sinkt und gar Pullis und Jeans zum Einsatz kommen lässt sich nicht mehr verdrängen: unsere Reise neigt sich wohl dem Ende entgegen.
Italien hat uns dabei nicht nur mit einem wundervollem Sonnenuntergang auf dem Meer begrüßt, sondern uns trotz Dunkelheit und Befürchtungen einer neuerlichen Stellplatz-Odysee auf Anhieb ein tolles und ruhiges Plätzchen an abermals (vermutlich saisonbedingt) menschenleerem Strand beschert. Wir genießen Kaffee und Sonne und einen kleinen Ausflug ins glasklare Wasser, lassen die unzähligen Krebse in Ruhe und machen uns schweren Herzens auf die Weiterfahrt.
Wir planen einen weiteren, allerletzten Übernachtungshalt bei Pescara, bevor wir dann bei Rimini endgültig das Meer verlassen müssen. Also sofern es uns auf dem restlichen Metern bis Rimini direkt am Meer entlang überhaupt möglich gemacht wird, mit Emma in Sichtweite des Meeres zu kommen. Die Küste hier erfreut sich ja gewisser touristischer Beliebtheit, was in aller Regel leider einen gewissen Bebauungsgrad nach sich zieht. Wir steuern den einzigen sinnvollen auffindbaren Platz in Montesilvano an: eine kleine Landzunge hinter einem Grandhotel- und sind gespannt 😏
Nun ja- wir könnten sagen: toller Platz am Meer, quasi mit den Füßen im Wasser.
Wir könnten die Kamera aber auch ein bißchen drehen:
Es reiht sich Bettenburg an Bettenburg, Liegestuhl an Liegestuhl, das Unterhaltungsprogramm besteht aus Wassergymnastik in knietiefem Wasser und am Abend überschneiden sich die unterschiedlichen, lautstarken Musikklänge der einzelnen Hotels, die sich eindeutig an eine geringfügig ältere Zielgruppe richten zu einem wahrlich obskuren Diskobrei. Zum Glück feiert diese nicht die ganze Nacht- gegen 23 Uhr verstummen die Lautsprecher und wir bleiben in unerwarteter Stille mit ein paar Anglern zurück. Wenn auch nicht ganz die gewünschte einsame letzte Nacht am Meer, so zumindest ein originelles Übernachtungsplätzchen. Sonne scheint am nächsten Morgen keine, fliegende Händler bauen um uns herum ihre Stände auf- wir machen uns vom Acker. Vielleicht ja noch eine Mittags- Sonnen-Fuß-ins-Wasser-streck-Pause am Strand?
Schaffen wir – parken Emma bei Misano Adriatico direkt am Sand und suchen dann erstmal einen bewirtschafteten, noch nicht in Winterschlaf geschickten Strandabschnitt. Trotz Bikini unterm Kleid wird aus sonnen und einem letzten Planschen nichts- was aber allein dran liegt, dass wir unbewusst aber zielsicher das beste Strandlokal vor Ort anvisieren und uns unversehens an schönem weißen Holztisch mit weißen Tischdecken und Stoffservietten wiederfinden. Wir sind ja flexibel- dann eben Mittagspause mit Füßen im Sand, Aussicht aufs Meer und wirklich leckerem Essen. Wer dort Urlaub macht: ab zur L’osteria Mej ad gnint – was ein würdiger Abschied vom Meer😍
Und damit für Wehmut nicht ganz so viel Platz bleibt legen wir den nächsten Stopp einfach mal nach Verona- vor lauter Schauen und Bummeln und essen und trinken bleibt gar keine Zeit für Gedanken an Heimweg 😂
Veronas Schönheit kann uns weder davon abhalten, in (fress)komatösen Schlaf zu fallen, noch, dass wir im vorletzten Reisetag aufwachen. Wir freuen uns auf Alice und Maurizio in Livigno und treiben Emma ein letztes Mal die Berge hoch. Jeans, Turnschuhe, Pulli, Jacke, Regenschirm, später Bettdecke und auf einzelnen Wunsch die Heizung nachts- ein abrupter Abschied vom Sommer 😂 Mit Pizza und guten Freunden nur halb so schlimm!
Es gibt ja nicht viele Wege aus Livigno- genauer gesagt: es gibt exakt 3 Wege im Sommer, um das Tal zu verlassen. Davon führt Weg 3 über Bormio- was toll ist, wenn man nach Italien will oder (wie wir gestern) von dort kommt. Wollen wir aber ja heute nicht. Weg 1 durch den Tunnel in die Schweiz ist die kürzeste und schnellste Variante nach Heilbronn- zu allem Überfluss leider wegen Bauarbeiten bis Mitte November gesperrt. Okay, wussten wir. Weg Nummer 2 führt erst über den Forcola- und weiter über den Bernina-Pass. Was wir nicht wussten: dort findet das gesamte Wochenende das Oldtimer-Rennen Bernina Cran Tourismo statt – weshalb der Bernina-Pass von 7.40-11.20 Uhr und 13.20-17.40 Uhr gesperrt ist 😱
Wir sind nicht zu Frühaufstehern mutiert, haben aber auch keine Lust, womöglich in langer Schlange am Pass anzustehen und vielleicht dient es ja schon der Eingewöhnung für Montag, zumindest bleibt keine Zeit für Abschiedsschmerz: um 7 Uhr treten wir die letzte Etappe unseres diesjährigen Urlaubs an 😥
Als Schmankerl und zum Abschied für die müden Augen und hier als letzte Bilder in diesem Jahr gibts fantastische Ausblicke auf die Bergwelt vom Forcola-, Bernina- und Julierpass aus.
Wir nähern uns ob vieler Berge und Kurven, Frühstückspause und zähem Verkehr langsam aber stetig der Heimat und planen diese auch heute noch zu erreichen, um unsere 7 1/2 Sachen (in etwa… 🙈) auszuräumen und wieder in den Alltag zurückzukehren. Es steht damit auch der Abschied von allen an, die uns an dieser Stelle hier gefolgt sind, an unseren Abenteuern teilgenommen haben, sich über unsere Eindrücke gefreut haben, vielleicht manchmal schon sehnsüchtig den nächsten Blogbeitrag erwartet haben und an der ein oder anderen Stelle vielleicht kurz besorgt um uns waren.
Was bleibt zum Schluss zu sagen: Griechenland hat uns durchweg positiv überrascht. Ein unglaublich tolles, abwechslungsreiches, freundliches, über weite Strecken einsames bzw. menschenleeres Land mit unglaublich toller Natur, unendlich viel Meer und unfassbaren Stränden, mit Leben gefüllten und lebendigen Steinen in größeren und kleineren Städten und jeder Menge alter Steine in allen erdenklichen Ecken und Winkeln, mit – und vielleicht hatten wir ob unserer Reisezeit einfach Glück – tollen Stellplätzen für Womo- Urlauber wie wir.
Wir haben bis Heilbronn 6.500 kilometer auf dem Tacho, 266 Kilometer mit dem Schiff zurückgelegt, 7 Länder durchquert und 31 Nächte in Emma verbracht. Davon standen wir
- 23 mal frei und in erster Reihe am Meer
- 3 mal frei mit Donau bzw See
- 1 mal frei ganz ohne Wasser
- 1 mal auf einem Stadtparkplatz
- 2 mal gezwungenermaßen im Hotel
- und ein einziges Mal (zu viel) auf einem Campingplatz.
Sollten uns die Götter wohl gesonnen sein waren wir bestimmt nicht das letzte Mal in Griechenland!
Bis hoffentlich nächstes Jahr 😘
Mimi (schreibt, fotografiert und reiseplant) & Alex (fährt, repariert und kocht)