
Anlasser die Zweite 🚐🔧⚙️
Die Freude über das Wiedersehen mit Emma währte gestern bis Hurricane, genauer gesagt bis zur Maine Street Höhe Heritage Park, und damit ziemlich genau 137 Meilen lang.
Vielleicht hat sie uns das vorübergehende Verlassen werden und den Parkplatz ja doch übel genommen, vielleicht richten diese unfassbaren Temperaturen, besonders auch auf den längeren Fahrten durch irrsinnige Wüstenhitze Schaden an, vielleicht wäre es so oder so passiert.
Nach dem Auffüllen der Vorräte rasselt Emma bereits, als wäre sie unter die Kettenraucher gegangen, das Geräusch verschwindet auf den weiteren 3 Meilen auch nicht, es riecht zudem leicht verschmort- wir halten, nicht wissend, was die Ursache sein könnte, aber (ziemlich geistesgegenwärtig) an der vermutlich ganz ohne Ironie ziemlich geeignetsten Stelle dafür in Hurricane: auf einem breiten Seitenstreifen, im Schatten eines riesigen Baumes, neben einem Park mit Wasserspielplatz für Kinder 😁 Als ob wir gewusst hätten, dass wir hier die nächstens 3 Stunden verbringen werden.
Nach den Erfahrungen im letzten Jahr wollen wir den großen Knall weder provozieren noch riskieren, noch hat es ja „nur gerasselt“ und rufen direkt den ADAC an- sind ja schließlich extra für die USA noch Premium-Mitglied geworden. Joa, hätte man sich sparen können: der ADAC verweist an die Partneragentur AAA in Amerika, dort erreichen wir noch 4 erfolglosen und zunehmend temperamentvolleren Anrufen von Alex einen echten Menschen. Der alles aufnimmt, das Telefonat jedoch an der Stelle beendet, an der Alex erwähnt, dass es sich bei unserem Fiat Ducato um ein kleines RV handelt (RV steht übrigens für recreation vehicle, was eigentlich eine sehr nette Bezeichnung ist, wenn man nicht gerade am Straßenrand strandet…). Die sind über AAA nicht abgedeckt und damit endet der Support direkt- wir können uns noch freuen, dass er wohl Erbarmen hat und uns zumindest noch einen Abschlepper nennt. Einen Werkstatt-Tipp gibt es schon nicht mehr- nicht zuständig.
Etwa einen Stunde dauert es, bis Abschlepper 1 an uns vorbei fährt, nicht einmal anhält sondern auf Anruf erklärt, sie habe nicht das richtige Fahrzeug dabei, wir sollen uns an Abschlepper 2 wenden. Abschlepper 2 kommt wieder etwa eine Stunde später mit einem Monster- Truck und ist echt nett, hat aber selbst für unser Verständnis eine Nummer zu groß an Zugfahrzeug dabei. Emma startet mittlerweile gar nicht mehr- und Tyler verzieht sorgenvoll das Gesicht. Wir erinnern uns, dass da mit dem Anlasser im letzten Jahr grundsätzlich ähnlich war- er tippt aber auf engine- nicht gut… 😵Immerhin nimmt er Maß von Emma, ruft einen Kollegen mit richtigem Fahrzeug an und gibt uns einen Werkstatt-Tip. Hurricane ist jetzt nicht der Nabel der Welt- und unser Fiat jetzt auch kein Dodge oder Chrysler…
Es dauert wieder eine Stunde, es kommt nicht der gerufene, sondern wieder ein anderer, aber der fixe und eher wortkarge Michael Turner von Turner Auto & Towing erweist sich als Goldschatz.
Schwupps ist Emma per flapbed aufgeladen und auf dem Rückweg Richtung St. George.
Es ist mittlerweile 18 Uhr, die Werkstatt hat geschlossen und während ich schon Hotels suche bietet uns Michael unterwegs an, wir könnten auf seinem Firmengelände stehen, wenn wir das wollen würden. Strom sei kein Problem, seine Frau lässt fragen, ob wir Essen oder sonst was brauchen und wenn wir wollen könnten er und seine Jungs direkt morgens auch mal einen Blick auf Emmas Innerstes werfen.
Wollen wir- ob die Werkstatt was kann wissen wir ja ebenso wenig, Bock auf Menschen haben wir ebenfalls nicht- zu groß ist die Sorge, es könnte was Gravierendes sein… Da kommt uns die Nacht auf dem quasi Schrottplatz gerade recht. Michael überlässt uns für Notfälle (falls was ist oder wir noch Bier brauchen) völlig ohne irgendwas seinen riesigen RAM-Pickup- uneingeschränkte Hilfsbereitschaft können die Amis, das ist beeindruckend.
Punkt 9 heute morgen stehen Michael und Söhne da- und verziehen sorgenvoll das Gesicht. 50% Engine, 50% andere Ursache- und wir im Nirwana, 140 Meilen von Las Vegas entfernt. Gar nicht gut…
Auf Drängen von Alex wird trotzdem ein Versuch gestartet und Emma angezogen- und siehe da, der Motor springt an und schnurrt wie ein Kätzchen ☺️ Die erste Erleichterung, dass es zumindest kein Motorschaden ist, ist riesig!
Da wir aber dauerhaft keinen Zug-Pickup dabei haben oder es immer schaffen werden, am Berg zu parken um Emma anrollen lassen zu können braucht es wohl doch einen neuen Anlasser. Michael schleppt uns an und wir fahren hinter ihm zu seinem Büro und dort auf den Hof.
Wissenswertes Teil 1: Fiat gibt es in USA erst seit etwa 2011, das gilt damit auch für Ersatzteile.
Wissenswertes Teil 2: ein Anlasser über den Händler würde aus Deutschland kommen. Dauer: etwa 8 Wochen.
Wissenswertes Teil 3: hier wird mehr repariert als bei uns.
8 Wochen sind keine Option 😬, unser kaputter Anlasser geht also zum rebuilder. 3 bis 4 Stunden, dann könne dieser sagen, ob er den Anlasser richten kann. Ach ja, wir haben mittlerweile Freitag 12 Uhr…
Nach langen Stunden quälenden Wartens um 15.30 Uhr der Zwischenstand: der Rebuilder kann reparieren, hat ein Ersatzteil aus Vegas bestellt und dieses ist auch schon unterwegs. Wenn dieses „bevor end of the (work)day“ um 17 uhr kommt ist alles easy und wir können zurück auf die Straße.
Wenn das allerdings nicht klappt kommt uns das Wochenende in die Quere, dann wird es definitiv Montag. Statt Tour durch den Antelope Canyon heute morgen also Wochenende im Vorort von St. George. Was trotzdem noch völlig okay ist angesichts der Tatsache, dass wir heute morgen noch über Motorschäden diskutiert haben, was der Supergau gewesen wäre 🤯 Wir sind jetzt halt nicht in Griechenland, wo Emma einfach nach Hause geschleppt werden könnte…
Um 17.10 Uhr kommt die Tochter von Michael auf den Hof gefahren und lädt von der Rückbank aus: unseren reparierten Anlasser! Um 17.30 Uhr, einige Doller weniger und um sehr viel Erleichterung reicher verlassen wir mit einem Anlasser, der jetzt nicht ganz rund läuft und auch nicht ewig halten wird, aber zumindest die nächsten 1 bis 2 Monate seinen Dienst tun sollte, den Hof von Michael. Das Gefühl: unbeschreiblich! Ein riesiges Dankeschön für das selbstverständliche Rund-um-Kümmern und letztendlich auch Lösen des Problems an Turner Auto & Towing!!!
Mit den von der Abendsonne und Gewitterstimmung in einzigartiges Licht getauchten ersten Canyons sind wir mit verarzteter Emma nun noch weiter bis Kanaba auf einen schönen kleinen Campingplatz.
Bisher springt Emm an- vielleicht können wir ja morgen sogar die Canyon-Tour nachholen alleswirdgut.de ☺️