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Dimensionen der anderen Art ⛰️☀️🌊

Vom kleinen aber feinen Platz Kanab RV Corral geht’s am Samstag weiter Richtung Lake Powell und Paige. Wir wollen unbedingt eine Tour durch den Antelope Canyon machen und können vor dem losfahren tatsächlich 2 neue Plätze buchen 😍

Ein kurzer Ausblick auf den wunderbar glitzendern Lake Powell- der trotz aller Schönheit von akutem Wassermangel gezeichnet ist und das letzte Mal 2001 voll gefüllt war…

Schwupps stehen wir auf Navajo-Gebiet und vor dem Lower Antelope Canyon. Und zwar eine Stunde zu früh: die Navajo haben Sommerzeit, also -8 Stunden Unterschied zu deutscher Zeit und nicht wie der Rest von Arizona -9 Stunden. Aber besser so als anders herum 😁

Mit Navajo-Guide geht es in der Gruppe etwa 30 Meter über Stufen in die Tiefe des Canyons, durch den wir uns im Gänsemarsch schlängeln und der uns die Sprache verschlägt (und unfassbar viele Bilder auf Handys und Kamera beschert) 🙈 Wasser hat sich in vielen Millionen Jahren einen Weg durch den Sandstein gesucht und unfassbar tolle Formen entstehen lassen, Sonne und Licht lassen den rötlichen Sandstein strahlen, als wäre er beleuchtet. Was ein Glück, dass wir nochmal gebucht haben!

Und keine 15 Minuten später auf der Route wartet das nächste Highlight: Horseshoe Bend- hier wurde der Colorado von mitten liegenden härteren Gesteinsschichten in eine hufeisenförmige Kurve gezwungen. Die Temperaturen sind wüstenmäßig, der Fußweg zum Aussichtspunkt für amerikanische Verhältnisse eher lang, man würde viel für einen Abstecher ins weit unten liegende grün glitzernde Nass geben…

Aber es wartet noch ein letztes Highlight auf uns- vielleicht sogar das Highlight schlechthin: unser Ziel ist der Grand Canyon!

Begleitet von Gewitter kämpft sich Emma tapfer auf 7000 Fuß, was einer Höhe von 2100 Metern entspricht zum Desert View, einem von zwei Anlaufpunkten im Süden des Canyons. Wir werfen direkt einen ersten Blick in die Schlucht, die allein vom Ausmaß eine eigene Dimension ist

bevor wir weiterfahren zum Mathers Campground, der am zweiten Anlaufpunkt des Canyons liegt. Entgegen aller Vorwarnungen, man müsse unbedingt und frühzeitig reservieren ist es sowohl auf dem Gelände als auch auf dem Campground erstaunlich leer. Aber es ist auch schon spät- vielleicht sieht das am nächsten Morgen anders aus?

Der Platz ist traumhaft- gelegen im lichten Kiefernwald, es duftet nach Kiefern und Pinien, viel Abstand zu den Nachbarn, mit eigener Feuerstelle. Letzteres ist auf allen Plätzen bisher nicht unüblich, aber: tatsächlich werden wir diese hier zum ersten Mal auch benutzen 😂 Die Temperaturen lassen nämlich Pulli, lange Hose und Lagerfeuer zu 😍

Wir überlegen noch, ob wir vlt. früh aufstehen müssen, um Emma vom Campground auf dem Parkplatz unterbekommen zu können, schließlich ist ja Sonntag- die Sorge erweist sich jedoch als unbegründet. Die 5 Millionen Touristen im Jahr sind zumindest heute nur zu einem winzig kleinen Bruchteil da. Selbst bei Weiterfahrt um die Mittagszeit sind die Parkplätze mehr leer als voll. Soll uns recht sein: auf den Aussichtsplattformen ist es trotzdem schon gefüllt und wir wollen uns nicht ausmalen, wie das bei Hochbetrieb ist.

Am Mathers View erwartet uns dann eine weitere Aus- und Ansicht dieser grandiosen Landschaft, die sich bis zum Horizont erstreckt und die kaum auf Bildern einzufangen ist. Die Schlucht war wohl schon immer gleich breit, nur der Colorado hat sich, gepaart mit Erosion und Frostabsprengungen, sein Bett immer tiefer in die Schlucht gegraben, von hier oben nur an manchen Stellen als kleiner Wasserlauf zu erkennen…

Die Helikopter, die auf ihren Besichtigungs-Rundflügen durch und in die Windungen des Canyons fliegen und wie Spielzeuge aussehen führen die Dimension immer wieder eindrucksvoll vor Augen. Das ist einzigartig- und gar nicht so einfach, aus 3 Millionen Aufnahmen die besten auszusuchen 😂 sind es vermutlich auch nicht- sind nur vom Handy, aber ich bin zu faul für den Import aller Bilder von der Kamera 🫣

Wir staunen, haben bei 31 Grad oben, 41 Grad unten und leichtem Halsweh von Mimi jedoch keine Wander-Ambitionen- zumal der härtere Teil hier ja bei allen Trails zwangsläufig erst der Rückweg ist. Die letzte Urlaubswoche ist angebrochen und so fahren wir weiter, immer Richtung Westküste.

Lange geht’s noch bei angenehmen Temperaturen über ein Hochplateau, aber schon der Blick auf die Karte bei der Routenplanung war eindeutig: vor uns liegt noch ein ganzes Stück Wüste. Und das holt uns mit Macht ein. Eigentlich ist unser Bedarf an Wüste ja gedeckt, aber in einem Rutsch an die Westküste vom Grand Canyon ist ordentlich weit, und so peilen wir nach Abstecher auf die Route 66 die letzte größere Ortschaft fürs Übernachten an, bevor wir den letzten Teil durch die Mojave Wüste in Angriff nehmen wollen: Needles, direkt am Colorado River gelegen und dort ein RV-Platz mit Flußzugang.

Needles liegt etwa 100 Meilen überhalb von Blythe, unserem Übernachtunsort am Colorado River auf dem Weg nach Las Vegas- aber 100 Meilen können eine bedeutenden Unterschied machen. Und Reiseführer lesen könnte auch helfen- dort steht über Needles in rot: Achtung, im Sommer Temperaturen bis über 50 Grad! Haben wir aber nicht- und erleben den heißesten Aufenthalt überhaupt, bereits bei der Anfahrt am frühen Abend zeigt das Thermometer außen 53,3 Grad an- neuer Rekord. Hier ist es am tiefsten Wert nachts quasi noch so warm, wie am Canyon tagsüber.

Der Colorado ist schön anzuschauen und Baden hilft kurzfristig- aber der unfassbar heiße Wind ist unerbittlich, man möchte die Haut schützen und das Gesicht beständig wegdrehen- zum ersten Mal sitzen wir abends nicht draußen, sondern flüchten in Emma, wo die Klimaanlage durch Höchstleistung zumindest ein wenig Linderung verschafft. Ohne wäre es einfach nicht vorstellbar- das haben wir beide noch nie erlebt.

Fast 5 Stunden Wüstenfahrt liegen am nächsten Tag vor uns- kein Vergnügen auf den noch aufgeheizteren Interstates und bei diesem Wind auch keine Linderung durch offene Fenster, im Gegenteil. Nach trotz Klimaanlage warmer Nacht und verschlimmerndem Halsweh starten wir zum Schutz von Mensch und Material um 6.30 Uhr auf die letzte größere Etappe.

Zu sehen gibt es unterwegs tatsächlich nicht viel, es gibt überhaupt nicht viel: 1 Ortschaft nach 100 Meilen, eine weitere 52 Meilen später. Tanken oder Wasser sollte man hier nicht vergessen, ich schicke angesichts der vielen Überreste geplatzter Reifen (wie eigentlich auf allen Interstates und Highways) Stoßgebete zum Himmel, dass nicht nur wir, sondern auch Emma dieses letzte Stück unbeschadet überstehen.

Und werde erhört: ein weiteres Mal ans Maximum erhitzt und durchgegart erreichen wir gestern nach bestem Burger-Frühstück (gesundes Essen ist auch kein Urlaubsmotto in diesem Jahr…) zur Mittagszeit die rettende Küste: San Onofre State Beach 😍

Ein traumhaftes Plätzchen mit -verglichen mit anderen Küstenorten- unterdurchschnittlichen Temperaturen und toller Aussicht aufs Meer. Der Zugang zum Meer ist durch die Steilküste etwas gewöhnungsbedürftig, mein Halsweh mittlerweile eine ausgewachsene Seitenstrangangina und die Arbeit holt mich ebenfalls mal wieder auf unschöne Art und Weise ein (🤮), aber das Meer ist toll, ich brauche nachts eine Decke, es gibt Lagerfeuer, wir können aus dem Schlafzimmer aufs Meer schauen und wir haben gleich zwei Nächte reserviert. Morgen geht’s dann mit Emma quer durch Los Angeles und dem Ende unseres Roadtrips entgegen- aber daran will ich jetzt lieber gar nicht denken.

Grüße in die näher rückende Heimat